Auf ereignisreichen Pfaden von Rengsdorf ins Wiedtal nach Waldbreitbach
Auf einer Länge von knapp neunzehn Kilometern streift die Wäller-Tour Klosterweg auf schmalen Waldpfaden und breiten Forstwegen recht kurzweilig von Rengsdorf durch den Rheinischen Westerwald ins Wiedtal nach Waldbreitbach. Unter dem Motto "Wandern für die Seele" verbindet der Klosterweg dabei die beiden Fernwanderwege Rheinsteig und Westerwaldsteig miteinander. Der ständige Wechsel von Auf- und Abstiegen, die Durchwanderung von drei idyllischen Bachtälern und die herrlichen Weitblicke von den Westerwaldhöhen und vom Kurtscheider Wasserturm in das Neuwieder Becken und auf die jenseits des Rheintales aufragenden Eifelberge sorgen unterwegs immer wieder für Kurzweil. Ein in großen Teilen pfadiger Verlauf trägt darüber hinaus dazu bei, die Wanderroute im Premiumsegment von Profirouten einzuordnen.
In der Rengsdorfer Ortsrandbebauung wird das archäologische Denkmal Römergraben durchwandert
Wir beginnen die Tour an der St. Kastor-Kapelle in der Rengsdorfer Friedrich-Ebert-Straße. Hier wird für Wanderer kostenloser Parkraum bereit gehalten. Mit den Wegezeichen des Klosterweges und des Rheinsteigs geht es durch den Kurpark Rosenberg in den Wald. Sogleich erfreuen wir uns an schmalen Waldpfaden, die uns kurz darauf in die Rengsdorfer Ortsrandbebauung zurück führen. Hier treffen die Wanderer auf das archäologische Denkmal "Römergraben". Es handelt sich dabei um eine in der frühen Neuzeit und im Mittelalter angelegte Landwehr. Sie versperrte den Bergrücken zwischen Laubachtal im Westen und Völkerwiesental im Osten und war wohl auch zollpflichtig. Heute erfreut uns die ehemalige Wehranlage mit ihrem uralten Baumbestand und ermöglicht schöne Rheintalblicke.
An der Wanderhütte Laubachswinkel wird der Laubach auf einem rustikalen Holzsteg überschritten
Hinter der Rengsdorfer Grillhütte halten wir uns rechts. Wir wandern ein kurzes Stück an der B256 entlang, um die viel befahrene Asphaltpiste wenig später mittels einer Fußgängerbrücke zu überqueren. Jetzt geht es mit der Beschilderung des Klosterweges erneut in den Wald und sanft bergab ins Laubachtal. Im idyllischen Talgrund treffen die Wanderer auf die Wanderhütte Laubachswinkel. Der munter plätschernde Laubach wird auf einem Holzsteg gequert und mit erdigen, naturbelassenen Waldpfaden bergauf nach Ehlscheid gewandert. Am Ortseingang kann man bei der Wanderung durch den Kurpark die Füße in der dortigen Kneippanlage erfrischen.
Vom Kurtscheider Wasserturm fällt der Blick über den Rheingraben hinweg bis weit in die Eifel
Wir verlassen den Westerwaldort Ehlscheid und folgen der Beschilderung des Klosterweges auf breiten Forstwegen und schmalen Pfaden durch den noch unbelaubten Winterwald. Dabei fällt die Wäller-Tour gleich zweimal in schluchtartige Tallagen hinein, die von den gurgelnden Gewässern des Enkersbornseifens und Rehbergseifens über Jahrmillionen in das harte Schiefergestein hinein gegraben wurden. Auf der Anhöhe wird schließlich in der Rehberghütte erste Wanderrast gehalten, um nach der wohlverdienten Pause, vorbei am Eichenhof, schließlich nach Kurtscheid zu gelangen. Am Ortsrand treffen die Wanderer auf den stillgelegten Wasserturm aus dem Jahre 1958. Das alte, turmartige Gemäuer hat man mit einer gewagten Stahlkonstruktion versehen und auf diese Weise einen zwanzig Meter hohen Aussichtsturm geschaffen, der grandiose Weitsichten ermöglicht. Zu Füßen des Turmes fällt der Blick aus luftiger Höhe auf Kurtscheid und nach Westen hin über den Westerwald und den Rheingraben hinweg bis weit in die Eifel.
Ein kurzer Abstecher von der Hauptroute des Klosterweges führt die Wanderer zur Ruine der Neuerburg
Vom Kurtscheider Wasserturm läuft die Wäller-Tour ein kurzes Stück sanft abwärts neben der L257 entlang, um danach wieder in den Wald einzutauchen. Auch in diesem Teilabschnitt lässt die Streckenführung keine Wünsche offen. Der stetige Wechsel zwischen weichen Waldpfaden und breiten Forstwegen begeistert jeden Wanderer und lässt keine Langeweile aufkommen. Mit einem kurzen, etwa 500 Meter messenden Abstecher von der Hauptroute gelangen wir wenig später über einen breiten Bergrücken zur Ruine der Neuerburg. Ludwig II. von Thüringen ließ die imposante Höhenburg um 1160 - 1180 auf einer steil abfallenden Felsenklippe über dem canonartigen Fockenbachtal errichten. Die Neuerburg befindet sich bis zum heutigen Tage im Besitz der Herren von Wied. Von dem im 17. Jahrhundert einsetzenden Verfall sind lediglich der fünfeckige Wohnturm und die Ringmauer übrig geblieben. Das Ruinengelände ist für Besucher leider nicht zugänglich. Die zu Füßen des sichtbaren Gemäuers neben einer Sitzgruppe angebrachte Info-Tafel unterrichtet den interessierten Wanderer über die geschichtlichen Hintergründe der Neuerburg.
Im Fockenbachtal treffen wir auf die Mutter-Rosa-Gedenkstätte der Stifterin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen
Vom Burggelände der Neuerburg führt ein schmaler Pfad zu Tal. Das winzige Gewässer des Burgseifens wird überschritten, um dann der Route eine ganze Weile ausgesprochen pfadig durch den steilen Hang zu folgen. Ein kurzer knackiger Anstieg ist noch zu bewältigen. Dann fällt die Wäller-Tour vorbei am Kelterhof in das Fockenbachtal hinein. Im Talgrund rechts schwenkend marschieren wir entlang des Fockenbaches zur Mutter-Rosa-Gedenkstätte hinüber. Das kleine schmucke Kapellchen erinnert an Margaretha Flesch, die Gründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, besser bekannt als Mutter Rosa. Dort wo sich heute die Kapelle befindet, stand die elterliche Ölmühle, in der die Stifterin aufwuchs. Gleich neben dem Kirchlein befindet sich ein Wanderparkplatz, von dem man ebenfalls in den Klosterweg einsteigen kann, um in entgegengesetzter Richtung nach Rengsdorf zu wandern.
Vom Clausberg fallen erregende Talblicke auf Niederbreitbach und auf die Neuerburg im Fockenbachtal
Erneut geht es von der Mutter-Rosa-Gedenkstätte pfadig bergauf. In halber Hanglage wandern wir durch das Fockenbachtal und überschreiten kurz darauf, jetzt wieder im Talgrund, das Gewässer. Diesmal durchsteigen wir den Hang des Fockenbachtales in Fließrichtung. Aus dem Wald heraustretend geht es schließlich zum Clausberg hinauf. Herrliche Talblicke ins Wiedtal und auf die Ortschaft Niederbreitbach erfreuen in diesem Tourabschnitt die Wanderer. Kurz darauf sind auch die Neuerburg und der durchwanderte Kelterhof tief unten im Fockenbachtal von einem herausragenden Aussichtspunkt zu sehen. Durch landwirtschaftlich genutztes Gelände gelangen wir nach Glockscheid und wandern kurz darauf auf dem Waldbreitbacher Klosterberg an der Mutterhauskirche der Franziskanerinnen vorbei. In den bewirtschafteten Klosterbergterrassen kann bei einem wundervollen Blick ins Wiedtal abschließende Wandereinkehr gehalten werden. Im Anschluss läuft der Klosterweg parallel zum Wiedweg talwärts nach Waldbreitbach. An der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt endet die herrliche Wanderung über die Wäller-Tour Klosterweg.
Fazit und abschließende Bemerkungen:
Der knapp 19 Kilometer messende Klosterweg ist die erste Wanderung, die im Jahre 2009 unter dem Markennamen "Wäller-Tour" eröffnet wurde. Der im Gegensatz zu den meisten Wäller-Touren als Streckenwanderung und nicht als Rundwanderung konzipierten Route wurde bereits im Jahr der Eröffnung vom Deutschen Wanderinstitut vollkommen zu Recht das Deutsche Wandersiegel verliehen. Dem schließt sich Profirouten uneingeschränkt an und bescheinigt dem Klosterweg Premiumqualität in allen Belangen. Traumhafte Weitblicke von den Westerwaldhöhen und vom Kurtscheider Wasserturm, einsame, tief eingeschluchtete Tallagen, ein in großen Teilen pfadiger Verlauf und ein bemerkenswertes, leider nicht zugängliches mittelalterliches Gemäuer tragen entscheidend zu dieser herausragenden Bewertung bei. Seine Verbindungsfunktion zwischen Rheinsteig bei Rengsdorf und Westerwaldsteig bei Waldbreitbach verleiht der Route noch zusätzliches Gewicht. Der Streckenverlauf des Klosterweges ist nahezu unverlaufbar ausgeschildert. Rast- und Ruhemöglichkeiten sind entlang der Route in ausreichendem Maße vorhanden.