Eine faszinierende Wasserwelt zwischen Konik-Pferden und Kormoranen
Die rund sechs Kilometer messende Wasser.Wander.Welt-Runde – Molenplas in den Niederlanden erweist sich als eine Wanderung durch die faszinierende Wasserwelt einer Flussinsel, die von zwei Nebenarmen der Maas umschlossen wird. Neben einer artenreichen Pflanzenwelt wartet die Tour mit einer spektakulären Fauna auf. Unzählige Arten von Wasservögeln haben den Molenplas (deutsch Mühlensee) zu ihrem Brutgebiet erkoren und sind hier heimisch geworden. Freilaufende Galloway-Rinder und eine Herde Konik-Pferde nutzen die ausgedehnten Feuchtgebiete als Weidegründe. Sogar Biber sind im unmittelbaren Uferbereich des Molenplas anzutreffen. Eine alte Windmühle, mehrere zweitausendjährige Baumriesen und im letzten Drittel eine abenteuerliche Wasserquerung über leicht geflutete, im Wasser verlegte Findlinge vollenden einen kurzen, aber unvergesslichen Wandertag.
Die Hompesche-Molen ist 37 Meter hoch und damit die höchste Windmühle in der Region Limburg
Wir beginnen die Wanderung an der Hompesche-Windmühle in der Nähe der Ortschaft Stevensweert. Dort steht kostenloser Parkraum zur Verfügung. Bei dem Mühlenbauwerk handelt es sich um eine Getreide- und Ölmühle aus dem Jahre 1722. Die Mühle verfügt über sechs Stockwerke und ein Untergeschoss, in dem sich ein Gefängnis befand. Mit einer Höhe von 37 Metern ist die Hompesche-Molen die höchste von Windkraft betriebene Mühle in der Region Limburg. Wir verlassen das Mühlengelände, bewundern ein uraltes Becherwerk auf dem Weg zu Startpunkt und betreten schließlich ein ausgedehntes heideähnliches Wiesengelände durch ein kleines Holztor. Dahinter beginnt die Wanderroute Wasser.Wander.Welt – Molenplas. Wir entscheiden uns, die Runde entgegen dem Uhrzeigersinn zu durchlaufen und wenden uns infolgedessen nach rechts. Ein breiter Naturweg führt durch eine üppige Weidelandschaft, die mit Heckrosenbüschen und anderen Kleingehölzen durchsetzt ist. Schon bald eröffnen sich herrliche Ausblicke auf den sich links des Weges ausdehnenden Molenplas – Mühlensee.
Durch die Beweidung freilaufender Konik-Pferde wird das Naturschutzgebiet offen gehalten
Im weiteren Verlauf führt die Route an einem teichähnlichen Gewässer vorbei, das sich rechts des Weges ausbreitet und offensichtlich über einen reichhaltigen Karpfenbestand verfügt, der sich gut sichtbar im Wasser tummelt. Mittels einer Brücke wird ein Fließgewässer überschritten. Dahinter führt uns ein kurzer, nach links schwenkender Abstecher zu 2000jährigen abgestorbenen Baumriesen. Sie sind beim Kiesabbau zu Tage getreten und geborgen worden. Am Molenplas hat man sie aufgerichtet und abgelegt. Der schmale Pfad führt mitten durch das urzeitliche Baummonument. So kann man die mächtigen Stämme aus nächster Nähe in Augenschein nehmen. Wenig später läuft die Route an einem Gehölz vorbei. Hier treffen die Wanderer auf eine Herde freilaufender Konik-Pferde. Die schwarzfalbene Ponyrasse ist sehr robust und stammt aus dem mittel- und osteuropäischen Raum. Mit der ständigen Beweidung durch die Wildpferde soll das Naturschutzgebiet offen gehalten werden. Auch eine Herde von Galloway-Rindern wurde aus diesem Grund rund um den Molenplas ausgebracht, hat sich uns aber leider nicht gezeigt.
Während die Route am Juliana-Kanal entlang läuft, beobachten wir die artenreiche Vogelwelt
Mal auf sandigem Grund direkt entlang des Ufers, dann wieder weiter weg vom Gewässer führt die Wasser.Wander.Welt-Route durch die beeindruckende Flussauenlandschaft bestehend aus breiten Röhrichtgürteln, jungen Birken und knorrigen Trauerweiden. Mehrere dicht bewachsene Landzungen ragen in den See hinein und erlauben immer wieder versteckte Blicke auf das Gewässer. Ein Schwarm Graugänse stiebt erschrocken auf, während weiße Schwäne majestätisch über die Wasserfläche gleiten und Kormorane mit ausgebreiteten Flügeln ihr Gefieder zum Trocknen in den Wind halten. Die Ortschaft Ohe en Laak, die sich rechter Hand jenseits einer Asphaltpiste zeigt, rückt ständig näher. Am Rand der Bebauung überqueren wir den Groenebeek einen Zufluss zum Molenplas mittels einer Straßenbrücke und folgen sodann der Beschilderung nach links. Der Weg läuft durch eine üppige Ufervegetation am Juliana-Kanal entlang, wohl benannt nach der ehemaligen Königin der Niederlande. Auch in diesem Teilabschnitt begeistert die Route mit ihrer bemerkenswerten Vogelwelt. So beobachten wir schnatternde Kanadagänse, die ihre erst vor wenigen Tagen geschlüpften Küken ausführen.
Ein dreißig Meter breites Fließgewässer ist mittels einer Furt aus großen Findlingen zu überschreiten
Erneut links schwenkend verlässt die Route schließlich den Juliana-Kanal und läuft über einen breiten Damm auf eine in den Mühlensee hineinragende Landzunge hinaus. Im direkten Uferbereich sind hier ein paar umgestürzte Weiden anzutreffen, die erkennbar dem Biberfraß zum Opfer gefallen sind. Nächstes Highlight der Tour ist ein hölzernes Vogelobservatorium von dem man die Wasservögel auf dem Molenplas aus nächster Nähe beobachten kann. Dann wird es abenteuerlich!! Ein etwa dreißig Meter breites Fließgewässer, dass die beiden Seen miteinander verbindet, ist über große Findlinge zu queren, die man als Trittsteine im Wasser platziert hat. Bei niedrigem Wasserstand ist das sicherlich kein Problem. Als wir die Querung vornehmen wollen, steht etwa die Hälfte der Findlinge bis zu 10 cm unter Wasser. Trotzdem wagen wir den Übergang. Die links der Furt angebrachte Seilsicherung ist dabei eine unentbehrliche Hilfe.
Beim Zieleinlauf bietet sich die Möglichkeit einen Aussichtshügel zu besteigen
Im Anschluss an die etwas feuchte Überschreitung geht es über eine Brücke hinweg. Auch sie trennt die beiden Seen voneinander. Verschlungene, erdige Uferpfade führen die Wanderer schlussendlich durch mannshohe Stauden und Gehölze zur Hompesche-Molen zurück. Beim Zieleinlauf sollte man es nicht versäumen, den dort anzutreffenden Aussichtshügel über Steinstufen zu besteigen. Fast die ganze Route der Wasser.Wander.Welt – Molenplas und die ausgedehnte Seenfläche sind von diesem erhöhten Standpunkt einsehbar. Hier endet die recht kurze, aber ausgesprochen erlebnisreiche Runde im grenzüberschreitenden Nationalpark Maas-Schwalm-Nette. Zur abschließenden Einkehr bietet sich die bewirtschaftete Hompesche-Mühle an. Auf der schönen Terrasse kann man die Wanderung bei einer Tasse Kaffee und einem frischen Stück Kuchen gemütlich ausklingen lassen. Am 2. und letzten Samstag eines jeden Monats besteht die Möglichkeit die Mühle zu besichtigen und dem Müller bei der Arbeit zuzusehen.
Fazit und abschließende Bemerkungen:
Ausgesprochen erlebnisreich umrundet die Wasser.Wander.Welt – Molenplas die facettenreiche Wasserwelt der Maasinsel. Selbst ausgewiesene Vogelkundler werden auf dieser knapp sechs Kilometer langen Runde ins Schwärmen geraten. Das Streckenprofil umfasst breite Uferwege und schmale, weiche Wiesenpfade, die bei lang anhaltender feuchter Witterung auch schlammig sein können. Absolute Highlights sind die Hompesche-Molen, das urzeitliche Baummonument, die freilaufenden Konik-Pferde und die Querung des Gewässers über große Trittsteine. Negativ ist anzumerken, dass am Ostufer eine Stromtrasse verläuft, deren Masten und Hochspannungsleitungen das ansonsten so idyllische Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen. Die Beschilderung der Route ist leider in die Jahre gekommen, nicht immer eindeutig und somit verbesserungsbedürftig. Rastmöglichkeiten sind kaum vorhanden. Bei der kurzen Streckenlänge fällt ihr Fehlen allerdings kaum ins Gewicht. Aufgrund der reichhaltigen Flora und Fauna vergibt Profirouten in den Kategorien Landschaft und Erlebnis im Premiumsegment vier von fünf möglichen Sternen.
Hinweis des Autors:
Sollten die begehbaren Trittsteine bei hohem Wasserstand vollkommen überflutet sein, muss man den zweiten, deutlich kleineren See mit der Bezeichnung Biltplas umrunden um zur Hompesche Mühle zurückzukehren. Die Molenplas-Runde verlängert sich dann um zwei, auf insgesamt acht Wanderkilometer.