Im Bereich der Halbinsel Lindenberg läuft der Urwaldsteig eine Weile direkt am Ufer des Edersees entlang
Mit dem Knorreichenstieg wandern wir durch urwaldähnliche Eichen- und Buchenbestände, die zu den außergewöhnlichsten Wäldern Deutschlands und Westeuropas zählen. Auch in diesem Teilabschnitt sind im Steilhang Blockschutthalden aus Grauwacke zu durchqueren. Immer wieder werden dabei herrliche Aussichtspunkte angelaufen, die einen Blick auf den weit verzweigten Edersee gestatten. So zeigt sich der Urwaldsteig bei der Umrundung der Halbinsel Lindenberg ausgesprochen kurzweilig und überrascht uns immer wieder mit seiner abwechslungsreichen Streckenführung. Im Bereich der Burgwüstung Hünselburg fällt die Route vom Lindenberggrat auf Serpentinenpfaden bis zum Ufer des Edersees hinab und läuft eine Weile unmittelbar am Gewässer entlang. Bei einer kurzen Rast beobachten wir zwei Segelboote die nahezu lautlos über den leicht welligen Wasserspiegel der Talsperre hinweggleiten.
Im Zielort Nieder-Werbe ragt im Reiherbach-Vorstaubecken die Kirchturmspitze des im Edersee versunkenen Kirchleins empor
Kurz darauf führt der Urwaldsteig am DKV-Campingplatz-Edersee vorbei. Hier nutzen wir die Gelegenheit, um in der Gaststätte Fürstentalklause Einkehr zu halten. Nach der wohlverdienten Wanderpause geht es zum Naturschutzgebiet Kahle Hardt hinauf. Hier hat man mehrhundertjährige Eichen, die zu den ältesten Waldbeständen Mitteleuropas zählen, unter Schutz gestellt. Im Anschluss daran umrundet der Urwaldsteig die Halbinsel Scheid. In ständigem Auf und Ab, unter Umgehung mehrerer tief eingekerbter Bachtäler, teilweise auch auf geschotterten Waldwegen, wandern wir nach Nieder-Werbe, dem Zielort dieser beeindruckenden Streckenwanderung. Im Reiherbach-Vorstaubecken ist beim Zieleinlauf die Kirchturmspitze des versunkenen Kirchleins zu sehen, dass durch die Einrichtung der Talsperre unter Wasser geriet. In der gesamten Edersee-Region verloren damals etwa 900 Menschen durch den Bau der Ederstaumauer ihre Heimat. Ganze Dörfer wurden geflutet und mussten umgesiedelt werden. In Nieder-Werbe endet die schöne Streckenwanderung über die 2. und 3. Etappe des Urwaldsteigs-Edersee.
Fazit und abschließende Bemerkungen:
Ganz ohne Zweifel windet sich der Urwaldsteig-Edersee in Premiumqualität um die weitläufige Talsperre im Nordhessischen Bergland. Die Bezeichnung ist den uralten Baumbeständen in den steil zum Edersee abfallenden Hanglagen geschuldet, weniger den vom menschlichen Auge erfassten Zuständen entlang der Route. Sicherlich liegt viel Totholz rechts und links des Weges. Immer mal wieder sind auch quer zur Route liegende Windwürfe zu übersteigen oder zu umgehen. Aber von undurchdringlichem Urwald, herabhängenden Lianen und dergleichen ist die Region noch weit entfernt. Da eine Waldbewirtschaftung im Nationalpark Kellerwald-Edersee nur noch bedingt stattfindet, wird ein solcher Zustand sicherlich angestrebt. Besonders hervorzuheben sind die pfadige Streckenführung über den Knorreichenstieg und die unterwegs immer wieder anzutreffenden herrlichen Ausblicke auf den Edersee. Die Beschilderung ist nahezu unverlaufbar angebracht. Allerdings hat man es versäumt, eine entsprechende Anzahl von Ruhebänken, Rastmöglichkeiten und Schutzhütten einzurichten. So ist der Wanderer gezwungen, die mitgeführte Brotzeit auf umgestürzten Baumstämmen sitzend zu verzehren, was auch nicht weiter schlimm ist.
- << Zurück
- Weiter