Entlang der Hangkante des Ziegenberges werden eine ganze Reihe von grandiosen Aussichtspunkten angelaufen
Schließlich steigt der Urwaldsteig aus halber Hanglage zum Plateau der Ziegenberges hinauf. Der sich anschließende Routenverlauf entlang der Abbruchkante ist wohl der aussichtsreichste Teilabschnitt des Weitwanderweges. Als erstes wird der Felsenhorst des Hexenkopfes angelaufen. Der Sage nach wurden im Mittelalter hier Hexen dem Feuer übergeben. Die im Volksmund weit verbreitete Mär ist allerdings nicht belegt. Vom Hexenkopf fällt ein erregender Tiefblick auf den Edersee. Schon kurz darauf führt die Wanderer ein nur 50 Meter langer Abzweig zur Hermannshöhe. Auch von diesem Panoramapunkt zeigt sich die riesige Talsperre in grandioser Weise. Ein Ausflugsboot der Ederseeschifffahrt gleitet gerade über das Gewässer hinweg. Hinter der Hermannshöhe verlässt der Urwaldsteig für kurze Zeit die Hangkante und läuft, aus dem Wald heraustretend, durch die rückwärtige Feldflur. Ein breiter geschotterter Weg führt alsbald am Waldrand entlang.
Vom Aussichtspunkt „Auf den Klippen“ zeigt sich die Ederseestaumauer aus der Vogelperspektive
Scharf rechts schwenkend geht es wieder in den Forst hinein und zur Kanzel hinüber, einer 399 Meter hohen Erhebung der Ederberge. An der dortigen Friedrich-Mayer-Hütte halten wir Wanderrast und genießen erneut traumhafte Ausblicke auf den Edersee. Auch Schloss Waldeck ist von hier aus gut zu sehen. Nach Umrundung des Uhrenkopfes gelangen die Wanderer zum Aussichtspunkt „Auf den Klippen“. Die gigantische Ederseestaumauer kann von diesem Felsennest aus der Vogelperspektive in Augenschein genommen werden. Am 17. Mai 1943 wurde das Stauwerk während des 2. Weltkriegs von der Royal Air Force durch den Abwurf einer Rotationsbombe stark beschädigt. In der Folge ergoss sich eine 6 – 8 Meter hohe Flutwelle durch das untere Edertal, die unzählige Menschen den Tod kostete. Vom Uhrenkopf geht es parallel zur Eder und sanft abfallend ins Flusstal. In Hemfurth wird die Eder überschritten und sodann zur 48 Meter hohen Staumauer hinüber marschiert. Wir betreten das gewaltige Bauwerk durch ein Torhaus und erfreuen uns an herrlichen Weitblicken über die Talsperre und hinauf zum Schlossberg mit Schloss Waldeck. Eine Bootsfahrt mit der Ederseeschifffahrt beendet diese traumhafte Wanderung über den Urwaldsteig.
Fazit und abschließende Bemerkungen:
Der Teilabschnitt des Urwaldsteigs von Nieder-Werbe nach Hemfurth-Edersee ist sicherlich eine der erlebnisreichsten Etappen auf dem 66 Kilometer messenden Weitwanderweg im Nordhessischen Bergland. Neben einer ausgesprochen pfadigen und abwechslungsreichen Routenführung weist die sechzehn Kilometer lange Streckenwanderung in weiten Teilen beginnende urwaldähnliche Zustände auf, die sicherlich in den kommenden Jahrzehnten durch die Selbstüberlassung der Natur und das Ausbleiben der Waldbewirtschaftung noch eine Verstärkung erfahren werden. Neben herausragenden Eindrücken bezüglich Flora und Fauna, sind die grandiosen Ausblicke auf die Talsperre, auf Schloss Waldeck und die Ederseestaumauer weitere Highlights, die dieser Streckenwanderung ohne Zweifel Premiumcharakter verleihen. Die Beschilderung ist nahezu unverlaufbar angebracht. Rast- und Ruheplätze sind manchmal knapp bemessen und dann wieder in ausreichender Zahl vorhanden. Zudem bieten sich unzählige umgestürzte Baumriesen zur Rast an.
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