Von der Bertradaburg zu den begehbaren Eishöhlen bei Birresborn
Die vierzehn Kilometer lange Bertrada-Tour bei Mürlenbach steht ganz im Zeichen der mittelalterlichen Bertradaburg, die hoch über dem malerischen Kylltal anzutreffen ist. Darüber hinaus führt uns die Route auf breiten Forstwegen durch stille Eifelwälder zu den begehbaren Eishöhlen bei Birresborn und ermöglicht dabei immer wieder herrliche Fernsichten weit in die hügelige Vulkaneifel. Schmale, erdige Pfade werden auf der Bertrada-Tour nur in kurzen Teilabschnitten begangen. Außerhalb der Ortschaften sind auch mehrmals asphaltierte Wirtschaftswege Bestandteil der Streckenführung. Neben den faszinierenden Eishöhlen, der weithin sichtbaren Bertradaburg und einer Riesenruhebank verfügt die Bertrada-Tour kaum über weitere nennenswerte Höhepunkte. So müssen die schönen Fernsichten und der ausgesprochen idyllische Verlauf die zuweilen etwas eintönige Routenführung positiv ergänzen.
Vorbei an Streuobstwiesen geht es von Mürlenbach hinauf zum 1911 erbauten Hanertkapellchen
Wir beginnen die Wanderung im Eifelort Mürlenbach zu Füßen der ortsbildprägenden Bertradaburg. Am Ufer der Kyll steht den Wanderern in der Bahnhofstraße ein kostenloser Parkplatz zur Verfügung. Über die Dorfstraße "Auf dem Hostert" verlassen wir Mürlenbach und wandern, vorbei an alten Streuobstwiesen, stramm bergan zum Hanert hinauf. In aussichtsreicher Hanglage treffen die Wanderer auf das Hanertkapellchen, das im Jahre 1911 von J. Hubert Müller erbaut wurde. Bevor die Bertrada-Tour in den Wald eintaucht, erfreut sie uns mit mehreren herrlichen Ausblicken auf die umliegenden Tallagen und bewaldeten Erhebungen der Vulkaneifel. Schließlich gelangen wir zu einer Waldlichtung mit dem Wegekreuz "Auf vorderst Seizendell". Eine nebenstehende Ruhebank nutzen wir gerne zu einer ersten Wanderpause. Dann folgen wir der Beschilderung der Bertrada-Tour scharf links schwenkend am Waldsaum entlang.
Im Eifelort Birresborn überquert die Bertrada-Tour die Kyll, einen linken Nebenfluss der Mosel
Ständig bergab wandernd geht es jetzt in Richtung Birresborn. Der Eifelort liegt wie Mürlenbach im Kylltal zu Füßen des Vulkans Kalem, dessen eruptive Aktivitäten bereits 600.000 Jahre zurückliegen. Er gehört zu den größten und ältesten Vulkanen der Eifel. In Birresborn überschreiten wir die Kyll und durchwandern den schmucken Eifelort. Die Kyll ist ein 128 Kilometer langer linker Nebenfluss der Mosel, die in der belgischen Region Wallonien entspringt und bei Trier-Ehrung einmündet. Leicht abweichend von der Beschilderung wandern wir an der Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus und an der Bronzefigur des "Loukneppels" vorbei. Letztere erinnert an die in der Vulkaneifel tätigen Loheschäler. In den zurückliegenden Jahrhunderten hat man Eichenrinde, so genannte Lohe, abgeschält. Sie wurde als Gerbstoff zur Herstellung von Leder benötigt. Bergan wandernd verlassen wir Birresborn über die Dorfstraße "Im Steinreich". Die Wanderer passieren die Zufahrt zur Birresborner Grillhütte und treffen auf einen Wald-Erlebnis-Lehrpfad, der anhand von Infotafeln viel über den Wald und seine Bewirtschaftung zu berichten weiß.
Die begehbaren Birresborner Eishöhlen sind durch den Abbau vulkanischen Gesteins entstanden
Schließlich führt uns ein kurzer, scharf links schwenkender Abzweig zu den Birresborner Eishöhlen hinauf. Sie sind nicht natürlichen Ursprungs, sondern durch den unterirdischen Abbau vulkanischen Gesteins entstanden. Vor 2000 Jahren bauten bereits die Römer die basaltischen Schweißschlacken ab. Sie eigneten sich hervorragend zur Herstellung von Mühlsteinen, die man bis ins 19. Jahrhundert zum Zermahlen der Eichenrinde bei der Gerbung von Leder verwendete. Die heute in den Monaten von April bis Oktober für Besucher frei zugänglichen fünf Eishöhlen verfügen über steil abwärts führende Stollengänge. Aufgrund der hohen Feuchtigkeit im vulkanischen Gestein bildet sich eine beständige Verdunstungskälte, die nach oben nicht abziehen kann. Selbst in heißen Sommern beträgt die Temperatur in den Eishöhlen zwischen -1 bis + 7 Grad Celsius. Früher kam es bis in den Sommer hinein innerhalb der Höhlen zu Eisbildungen. Im Zweiten Weltkrieg hat man die Stollen als Schutzräume genutzt. Heute sind dort Fledermauskolonien anzutreffen, die die dunklen Schächte als Winterquartier erobert haben.
In der Gemarkung Daxberg treffen die Wanderer auf eine Riesenruhebank die herausragende Weitsichten ermöglicht
Wir nehmen die Birresborner Eishöhlen von innen und außen in Augenschein und durchwandern das weitläufige Areal auf verschlungenen Waldpfaden. Dann führt uns die Route sanft ansteigend in die freie Feldflur hinaus, die herrliche Fernblicke möglich macht. Nach mehreren Richtungswechseln über landwirtschaftliche Nutzflächen gelangen wir in die Gemarkung Daxberg. Hier konnte man bis vor kurzem zwei Kiefern mit der Bezeichnung "Adam und Eva" bewundern, die ein biblisches Alter von nahezu 200 Jahren aufwiesen, aber aus Sicherheitsgründen leider gefällt werden mussten. Die Baumriesen waren, wie einer noch vorhandenen Info-Tafel zu entnehmen ist, die wohl ältesten Kiefern in der Eifel. Ein schmaler Waldpfad führt sodann zu einer Riesenruhebank hinüber, die herrliche Ausblicke in die von Waldparzellen und Wiesenflächen durchsetzte Eifellandschaft möglich macht. Im weiteren Verlauf führt die Bertrada-Tour auf fein geschotterten und/oder naturbelassenen breiten Forstwegen vornehmlich durch lichten Mischwald. Dabei ist der Waldboden an vielen Stellen mit üppigen, sattgrünen Farnstauden bedeckt.
Die Bertradaburg wird mit Karl dem Großen, dem legendären Karolingerkönig in Verbindung gebracht
Auf breiten, naturbelassenen Waldwegen geht es jetzt bergab und schließlich windungsreich ins Kylltal hinein. Mehrmals zeigen sich links des Weges erregende Ausblicke in die Vulkaneifel. Schließlich fällt der Blick auf den Start- und Zielort Mürlenbach mit der imposanten, doppeltürmigen Bertradaburg. Über die Dorfstraße Hardter Weg betreten wir die Ortschaft und wandern zur Festung hinauf. Sie befindet sich in Privatbesitz und kann daher nicht besichtigt werden. Die 348 Meter hoch gelegene Höhenburg wurde auf einem Felsensporn über dem Kylltal errichtet. Erste urkundliche Erwähnungen stammen aus dem 13. Jahrhundert. Allerdings wird das mittelalterliche Gemäuer mit Karl dem Großen in Verbindung gebracht. Nach örtlicher, nicht urkundlich gesicherter Überlieferung soll Bertrada die Jüngere, Mutter des karolingischen Kaisers, hier gelebt und ihren, im Jahre 747 geborenen Sohn auf der Burg zur Welt gebracht haben. Im Zuge der Säkularisation im Jahre 1802 kam die Bertradaburg durch Versteigerung in Privatbesitz. Talwärts wandernd gelangen wir wieder an das Ufer der Kyll. Hier endet eine schöne Wanderung in der Vulkaneifel.
Fazit und abschließende Bemerkungen:
Leider kann man der rund vierzehn Kilometer langen Bertrada-Tour in der Vulkaneifel keine Premiumqualität bescheinigen. Die etwas eintönige Routenführung über breite Waldwege und der nicht unerhebliche Asphaltanteil verhindern eine Bewertung im Vier-Sterne-Bereich von Profirouten in den Kategorien Landschaft und Erlebnis. Herausragende Höhepunkte der Tour sind zweifellos die begehbaren Eishöhlen hoch über dem Fischbachtal bei Birresborn. Die Bertradaburg, als mutmaßlicher, aber urkundlich nicht belegter Geburtsort Karls des Großen kann nicht besichtigt werden. Ein Blick in den Burghof, auf die gigantischen Festungsmauern und die beiden schon von Weitem sichtbaren Burgtürme bereichern allerdings den guten Gesamteindruck der schönen Eifelrunde. An der Beschilderung gibt es nichts auszusetzen. Die Wegezeichen sind gut sichtbar angebracht. Rast- und Ruhemöglichkeiten sind unterwegs in ausreichender Zahl vorhanden.
Tipp des Autors:
Die Bertradaburg kann nur nach vorheriger Vereinbarung besichtigt werden. Der 30 Meter hohe Wohnturm der imposanten Festung bietet einen wunderschönen Blick über die Landschaft der Vulkaneifel. Einmal im Jahr findet im Burghof das Mürlenbacher Burgfest statt. Anmeldung zu Führungen und weitere Infos unter Tel. 0176-78507407.