Aussichtsreiche Rheintalrunde durch die Osterspaier Geschichte
Der knapp neun Kilometer lange Osterspaier Langhalsweg im Welterbe Oberes Mittelrheintal und im Naturpark Nassau besticht mit seiner überaus pfadigen Routenführung durch die steil abfallenden Rheinhänge. Eine ganze Reihe von aufschlussreichen Info-Tafeln längs des Weges erzählen Wissenswertes über die Geschichte von Osterspai, sodass man die Route auch durchaus bei den Themenrundwanderwegen einordnen könnte. Tief eingeschluchtete Tallagen werden durchschritten und mehrere Felsenklippen angelaufen, die traumhafte Ausblicke ins Rheintal, auf die Bopparder Hamm und auf die Marksburg möglich machen. Darüber hinaus haben sich die ehrenamtlichen Betreiber des Langhalsweges eine ganze Menge einfallen lassen, um die Wanderung noch erlebnisreicher zu gestalten. Coole Sinnensprüche, ein Erdkühlschrank und die Möglichkeit einen handgemachten Wanderstock zu erwerben, erfreuen jeden Wanderer.
Der sehenswerte und schön gestaltete Osterspaier Langhalsbrunnen ist das Wahrzeichen des Ortes
Die Route weist mehrere Einstiegsmöglichkeiten auf. Wir entscheiden uns für den Startpunkt am Multifunktionsplatz am nördlichen Ortsrand von Osterspai an der B42. Hier steht ausreichender, kostenpflichtiger Parkraum zur Verfügung. Der Zuwegs-Beschilderung folgend geht es am Friedhof und an der St. Martinskirche vorbei. In der Hauptstraße von Osterspai treffen die Wanderer auf die Routenführung des Langhalsweges. Vorbei am historischen Rathaus und dem "Haus Snats", beides imposante Fachwerkgemäuer, letzteres aus dem Jahre 1579, gelangen wir zum Dorfplatz am Langhalsbrunnen. Auf einer von drei Basaltstelen thront hier der "Osterspaier-Langhals". Der schön gestaltete Dorfbrunnen ist das Wahrzeichen des Ortes. Anhand mehrerer PKW-Parkplätze bietet sich auch von hier aus die Möglichkeit in den Langhalsweg zu starten. Die Gleisanlage der Deutschen Bahn unterschreiten wir mittels einer Fußgängerunterführung und steigen über Stufen mit dem Bergweg und der Zuwegung zum Rheinsteig in den steil abfallenden Rheinhang.
Schloss Liebeneck auf den Rheinhöhen hoch über Osterspai ist Teil des Welterbes Oberes Mittelrheintal
Alsbald links abzweigend geht es hinter der Bebauung von Osterspai ebenen Fußes mit dem Hubenpfad an einem "Wanderstockladen" vorbei. Hier hat jeder Wanderer die Möglichkeit, einen hölzernen Wanderstock gegen einen Wunschbetrag käuflich zu erwerben. Der Hubenpfad steigt auf schmalen Wald- und Felsenpfaden in das Flötsbachtal hinein. In einem Linksbogen führt die Route an der "Zwergenhöhle" vorbei, einem aufgelassenen Bergwerkstollen. Das dann anzulaufende, leider nicht zugängliche Teehaus auf der Mathildenhöhe ergänzte dereinst die Parkanlage von Schloss Liebeneck, das sich wenig später rechter Hand im steilen Rheinhang zeigt. Die Herren von Liebenstein ließen das sehenswerte Gemäuer im Jahre 1590 als Jagdschloss erbauen. Schloss Liebeneck ist seit 2002 Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal, befindet sich in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
Die "Kleine Kapelle" liegt an dem aus dem Rheintal aufsteigenden Pilgerweg zum Kloster Bornhofen
Nachdem wir die Rheinhöhen erklommen haben eröffnen sich erste erregende Talblicke durch das herbstbunte Geäst ins Mittelrheintal. Sanft talwärts wandernd geht es bergab zur Florianshütte. Die schmucke Wanderhütte bietet sich zur Rast an, bevor die zum Marienberger Hof hinauf führende Asphaltpiste überschritten wird. Erneut ansteigend und vorbei am Forsthaus Liebeneck gelangen wir zur "Kleinen Kapelle". An dem im Jahre 1998 von Osterspaier Bürgern umfassend sanierten sakralen Kleinod führt der aus dem Rheintal aufsteigende Pilgerweg zum Kloster Bornhofen vorbei. Im weiteren Verlauf geht es in das Hinnerschtbachtal hinein. Das winzige Gewässer wird an seinem Oberlauf gequert. Durch die Waldgemarkung "Unter Landsberg" treten wir auf eine Freifläche hinaus, die uns am Waldrand mit einem Getränkeschrank angenehm überrascht. Gegen einen kleinen Obolus kann man hier seinen Getränkevorrat ergänzen.
Vom Aussichtspunkt Kipplei-Spitze fallen erregende Tiefblicke ins Mittelrheintal
Der Langhalsweg läuft über den 152 Meter hohen Rheinberg hinweg und in einem Rechtsschwenk in das Heiligenbachtal hinein. Hoch über dem Gewässer wandern wir auf erdigen Waldpfaden durch den Herbstwald. Schließlich queren wir den Bach in seinem Oberlauf und folgen dem Routenverlauf scharf links schwenkend auf der anderen Talseite des Heiligenbaches. An einer Wegverzweigung halten wir uns rechts. Achtung!! Diesen Punkt werden wir in Kürze erneut anlaufen. Deshalb ist hier bezüglich der Streckenführung Aufmerksamkeit erforderlich. Allerdings sorgt eine von den Betreibern angebrachte Hinweistafel für die notwendige Sicherheit im Routenverlauf. Ein felsiger Pfad führt uns jetzt zum Aussichtspunkt Kipplei-Spitze hinauf. Von diesem herausragenden Felsenhorst erfreuen wir uns an traumhaften Tiefblicken ins Rheintal. Stromaufwärts ist der Start- und Zielort Osterspai zu sehen und rheinabwärts zeigt sich am jenseitigen Flussufer der Weinort Spay. Weit voraus ist rechtsrheinisch hoch über Braubach die Marksburg gerade noch auszumachen. Ruhebänke laden auf der Kipplei-Spitze zur Wanderrast ein.
Der Langhalsweg führt an einem alten Steinbruch vorbei und erneut in das Heiligenbachtal hinein
Von der Kipplei-Spitze fällt der Langhalsweg in das Wasenbachtal. Über Trittstufen und erdige Waldpfade geht es bergab zur Wegekreuzung "Kühtränk". An der ehemaligen Wasserstelle für Kühe treffen sechs Wege aufeinander. Wir folgen der Beschilderung nach links und wandern in halber Hanglage auf einem schmalen Pfad am alten Steinbruch vorbei. In den zurückliegenden Jahrhunderten wurden hier Steine aus den Felsen geschlagen um Baumaterial für Bruchsteinkeller und Weinbergmauern zu gewinnen. Mit der Routenführung des Rheinsteigs sanft aufwärts wandernd gelangen wir wieder zum bereits angelaufenen Abzweig. Diesmal halten wir uns nach rechts und steigen in das Heiligenbachtal ab. Im Talgrund queren wir das Gewässer anhand einer Furt und nehmen auch hier den aufgelassenen Bergwerkstollen früherer Bergwerkstätigkeit in Augenschein. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden im Rheintal zahlreiche Konzessionen zum Erzabbau vergeben. Heute sind die alten Stollen wichtige Winterquartiere für Fledermäuse.
Hoch über dem Rheintal hat man ein hölzernes Mittelrheinherz installiert das herrliche Talblicke ermöglicht
Im weiteren Verlauf führt der Langhalsweg in halber Hanglage durch die steil abfallende Flanke der Rheinberge. Mehrere Aussichtspunkte werden dabei angelaufen. Besondere Aufmerksamkeit sollte neben dem mit einer Waldliege versehenen Spayblick dem Aussichtspunkt "Mittelrheinherz am Langhalsweg" geschenkt werden. In Zusammenarbeit mit einer ortsansässigen Tischlerei wurde dieses bemerkenswerte hölzerne Herz hoch über dem Rheintal geschaffen, das auf den Start- und Zielort Osterspai ausgerichtet ist. Einen weiteren Aussichtspunkt hat man mit einer Rheinschaukel versehen, die neben dem Schaukelvergnügen herrliche Tiefblicke auf Vater Rhein möglich macht.
Beim Aussichtspunkt Hexenköpfel handelt es sich um eine mittelalterliche Gerichtsstätte
Noch einmal geht es talwärts in das Hinnerschtbachtal. Nach der aufwärts führenden Durchschreitung entlang des Hinnerschtbaches über den Pilgerweg, mit seinen renovierungsbedürftigen Marienbildstöcken, wird mit dem Hexenköpfel der letzte herausragende Panoramapunkt angelaufen. Etwas abseits der Routenführung kann man über Trittstufen zum Aussichtsfelsen hinabsteigen. Es handelt sich dabei um eine mittelalterliche Gerichtsstätte auf der die Hexenprozesse im 17. Jahrhundert durch Verbrennen der Delinquenten ihr unrühmliches Ende fanden. Heute ermöglicht der Felsvorsprung hoch über dem Rhein einen herausragenden Blick auf den Start- und Zielort Osterspai, bevor es talwärts zum Ausgangspunkt dieser erlebnisreichen Rundtour zurück geht.
Fazit und abschließende Bemerkungen:
Beim Osterspaier Langhalsweg handelt es sich unzweifelhaft um eine Wanderroute in Premiumqualität. Allein der Streckenverlauf, der in übergroßem Maße über schmale, erdige Waldpfade, in wenigen Teilabschnitten auch über felsige Steige verläuft, rechtfertigt die Einordnung im Premiumsegment von Profirouten. Hinzu gesellen sich die herrlichen Ausblicke ins Rheintal und die grandiosen Ideen der ehrenamtlichen Betreiber, welche die nur knapp neun Wanderkilometer messende Route ungemein bereichern. Coole Sprüche angebracht auf Schiefertafeln, ein Wanderstockladen und zwei Getränkeschränke sorgen unterwegs für Kurzweil. Eine in allen Belangen ausreichende Wegeführung und zahlreiche Hinweistafeln, die auf geschichtsträchtige Ereignisse hinweisen, tragen zu einem herausragenden Wandererlebnis im Welterbe Mittelrheintal entscheidend bei. Rast- und Ruheplätze sind entlang der Strecke in ausreichender Zahl vorhanden. So ist es nicht verwunderlich, dass der Route im Jahre 2024 vom Wandermagazin das Prädikat "Deutschlands schönster Rundwanderweg" verliehen wurde.